Schulalltag

„Der Alltag der Kinder und auch deiner wäre noch mal interessant, was genau du machst in Schule und am Nachmittag/Abend mit den Kids, wie das Schuljahr abläuft … Jetzt hat mich jemand gefragt, welchen Stellenwert Schule überhaupt in Ghana hat und ob alle Kinder in die Schule gehen.“

Alltag der Kinder

Der Tag der Kinder beginnt halb 5 im Morgen mit der „morning devotion“, bei dem sie Gebete aufsagen und einer einen Bibeltext etwas vorbereitet und dann vorträgt. Nach den etwa zwanzig Minuten beginnen sie das Grundstück zu kehren. Dabei hat jeder einen gewissen Bereich, den er zu kehren hat. Die größeren Kinder/Jugendlichen kehren, während die kleinen Müll zusammensammeln und die zusammengefegten Haufen wegräumen müssen. Das Kehren ist oft das erste Geräusch nach dem Aufwachen, was ich höre. Mein Wecker klingelt momentan um 5, da ich das Haus aufschließen muss. Bevor ich mir einen Wecker gestellt habe, wurde ich irgendwann zwischen um 5 und halb 6 von einem Klopfen an meinem Fenster geweckt. Während ich versuche nochmal zu schlafen oder etwas anderes mache, wird das Grundstück fertig gefegt. Danach bereiten sich die Kinder auf die Schule vor, die offiziell erst ab um 8 losgeht, aber für die Kinder im Heim schon eine Stunde früher hinzufügen, sodass sie von um 6 bis um 7 eine Stunde Unterricht haben, darauffolgend eine Stunde, um sich für die „richtige“ Schule vorzubereiten und Frühstück zu essen. In demselben Zeitraum bereite ich mich auch für Schule vor. Ich muss (bzw. es ist stark empfohlen) ein Hemd anziehen, dazu eine lange Hose und festes Schuhwerk, was an manchen Tag echt zu heiß, aber gerade (in der Regenzeit) ganz angenehm ist. Während die Kinder von um 8 bis um 3 Schule haben, verbringe ich die meiste Zeit im Lehrerzimmer, und warte auf den ICT-Unterricht. Dabei mache ich verschiedenes von eigenen Projekten bis hin zu Quatschen mit den Lehrern. Für die Kinder steht English, French, Twi, Maths, Science, Social Studies, Basic Design & Technology (BDT), Religious & Moral Education (RME), Our World Our People (OWOP), History, Creative Arts & Design (CAD) und Information & Computer Technology (ICT) auf dem Stundenplan (manche Fächer sind nur für die Grundschule bzw. für die Highschool).

Zeit

Aktivität

4:30

Aufstehen & Morning Devotion

5:00

Grundstück saubermachen

5:45

für frühe erste Stunde fertigmachen

6:00

erste Unterrichtsstunde

7:00

für den Schultag vorbereiten & Frühstück

8:00

Schulstart

9:00 ± 30

Frühstück für die Lehrer

Sprachen

English, French, Twi (Lokalsprache)

MINT-Fächer

Maths, ICT, Science

Soziales

Social Studies, History, OWOP

Anderes

CAD, RME, BDT

15:00

Schulschluss & Freizeit

Freizeit: Schlafen, Lernen, Musik hören, Reden, Fußballspielen, andere Spiele, Besucher

17:00

Abendbrot

19:00

Hausaufgabenzeit

21:00

Bettzeit

Nach der Schule haben die Kinder erstmal Freizeit. Viele, gerade die Älteren, schlafen nach der Schule und erholen sich so von der Schule. Die jüngeren sind draußen und spielen, tanzen, hören Musik, säubern die Töpfe und Gerätschaften der Küche oder beginnen mit den Hausaufgaben. Wenn Besucher (mind. 1 Mal pro Tag) kommen, werden alle zusammengetrommelt. Um 5 gibt es bereits Abendbrot, woran ich mich bis heute nicht gewöhnen kann. Obwohl 4 Stunden eigentlich der perfekte Abstand wäre. Danach folgt eine Phase von Duschen gehen, Hausaufgaben erledigen (bei denen ich oft helfe) und dann ab um 9 ins Bett bzw. jeder in sein Zimmer gehen. Das ist der Ablauf eines typischen Tages in einer Schulwoche. Am Wochenende geht es ähnlich zu: Morning Devotion, Grundstück kehren, dann gilt für die Mädchen (eigentlich auch die Jungen, aber die halten sich raus) Essen zubereiten, das heißt fast den ganzen Tag in der Küche arbeiten. Gelegentlich helfe ich da mit aus, dann aber eher nur als Schneider und Vorbereiter. Ansonsten steht für jeden noch Waschen und Lernen und Hausaufgaben machen auf dem Plan. Am Sonntag ab 10 Uhr gibt es eine Art Gottesdienst für die Kinder. Am Wochenende kommen nochmal mehr Spender, so wird ein Großteil der Zeit auch damit verbracht, die ganzen Spenden einzuräumen. Dafür kommt am Freitag- und Samstagabend ein Filmabend zustande. Der findet in einer Halle im Mädchenhaus statt und der Beamer macht das ganze erst möglich.

Mein Alltag orientiert sich an dem Alltag der Kinder. Nur, dass ich eben die Rolle als Lehrerassistenz und Betreuer einnehme. Nach der Schule bin ich trotzdem immer sehr erschöpft, obwohl ich kaum, bis gar nichts mache. Pro Tag habe ich ein bis zwei Stunden Unterricht, wobei ich oft nur die praktischen Dinge anhand des Beamers erkläre. Einer der letzten Themen war Windows (7,8,10,11) Desktop und Excel. In der restlichen Zeit, kümmere ich mich um Sachen wie Berichterstattung, Blogposts oder aber eigene Projekte. Am Nachmittag ruhe ich mal mehr, mal weniger intensiv aus. Dann geht es raus, entweder zum Mitspielen, zum Essen und einfach nur rumhängen und vor allem, wenn Hilfe für Hausaufgaben gebraucht wird. Wenn ich in dem Thema mal nicht Bescheid weiß, dann füllt das Internet die Lücken. Wenn ich am Wochenende im Heim bin, muss Wäsche waschen, aufräumen und oft auch weiteres Arbeiten an diversen Texten erledigt werden. In den Pausen bin ich draußen oft in Küchennähe unterwegs oder zeige den Kindern „Obroni-Music“ (Musik der Weißen, westliche Musik), vorwiegend alte Popsongs aus den 2010ern, dank einer Playlist von meiner Mitfreiwilligen. Tatsächlich bin ich auch viel mit mir alleine und denke über vieles nach, nur nicht über die wichtigen Dinge, wie die Zukunft. Damit muss ich mich zeitnah beschäftigen.

Schuljahr

Das Schuljahr hat sich durch Corona gewandelt. So fängt ein Jahr im Januar an und geht bis vor Weihnachten. Die Schule hat die Wahl, ob sie ein Trimester oder ein Semester durchsetzen will – bei uns wäre das ein Trimester. Das heißt, es gibt am Ende jedes Semesters eine Prüfungsphase, die in der Regel eine bis anderthalb Wochen geht. Ansonsten werden im Verlaufe des Jahres, die Übungen und Hausaufgaben kontrolliert und zu einer Note zusammengefasst, dazu gibt es auch so etwas wie Tests. Ferien gibt es jeweils nach jedem Trimester etwa einen Monat lang, wobei es da gerade für die Klasse 9 auch die Wahl zu freiwilligen Unterrichtsstunden zur Vorbereitung auf die BECEs gibt („Abschlusszeugnis“ nach der 9.). Am Anfang meines Auslandsjahres mussten alle eine Maske tragen, was aber mit dem neuen Schuljahr wieder abgeschafft wurde. Momentan sind wir im zweiten Semester, welches kurz nach unserer Ausreise endet.

Schule in Ghana

Schule ist in Ghana wichtig. So herrscht eine Schulpflicht, aber bei fast allen Schulen wird ein Schulgeld verlangt. So haben viele Kinder zwar Zugang zur Schule, aber das trifft leider nicht auf die ganz Armen zu – die werden von ihren Eltern zum Betteln auf die Straße geschickt. Dazu kommt, dass manche der öffentlichen Schulen auch nicht so sonderlich guten Unterricht machen, weil die Lehrer nur wegen des Geldes da sind und so den Unterricht vernachlässigen. So kommt es, dass manche Schüler nicht lesen können, obwohl sie für mehrere Jahre in der Schule waren. Aber selbst wenn man durch das ganze System erfolgreich durchgekommen ist, arbeitet man dann doch nur als Verkaufsfrau auf der Straße, da durch Korruption und falsche Führungen, nicht die geeignetsten für einen Job eingestellt werden, sondern Personen, zu denen man Kontakt hat. Das heißt, man braucht viele gute Kontakte, um überhaupt in der Arbeitswelt anzukommen.
Dazu muss ich sagen, dass ich aus meinen eigenen Erfahrungen und Erzählungen spreche und das nicht der Realität entsprechen muss.

Ghanaisches Lied

Ein Lied, was mir zurzeit ganz gut gefällt (für afrikanische Musik ziemlich langsam):

Oder auf Youtube:

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