Das Projekt
Kaum fährt man mit dem Bus durch das Tor, öffnet sich eine andere Welt als die Straßen und die Läden an den Straßen. Es ist ein relativ abgeschlossenes Gelände und es wird auch gleich viel ruhiger als der sonst wahrgenommene Trubel. Dann hält auch schon der Bus, und meiner Mitfreiwilligen Awijah und mir wird etwas gesagt, was wir nicht klar verstehen und so sind wir erstmal etwas überwältigt von den vielen Eindrücken. Die Kinder kommen zu dem Bus gerannt und stehen eng an eng vor der Tür des Busses, wartend darauf, dass wir aussteigen. Also sammeln wir alle unsere Sachen zusammen und steigen aus, was gar nicht so leicht ist, wenn Kinder den Weg versperren und man einen großen Rucksack aufhat und einen zusätzlich auf den Bauch. Mit dem Gepäck werden wir zu dem Gasthaus, in dem wir dann unsere Zimmer haben werden, geführt, vor dem wir erstmal unser Gepäck abstellen. Und noch während wir beim Aussteigen sind, steigen die ersten Kinder schon ein, denn der Bus nimmt bald einige von ihnen nach Schulschluss mit. Die Kinder im Bus und einige andere zeigen sehr viel Interesse an uns und rufen uns zu sich, fragen nach unseren Namen und wollen unsere Haut und Haare berühren. Es fühlt sich so surreal an, jetzt hier zu sein. Eine ganz andere Kultur zu erleben, mit all seinen Herausforderungen und Genialitäten. Dazu kommt der Gedanke, mit Kindern in Kontakt zu sein, die kein Deutsch sprechen können und sich selber in Englisch ausdrücken zu müssen. Bei all den vielen Eindrücken, ob im Kopf oder direkt vor einem, haben wir kaum Zeit das Gelände wahrzunehmen. Als der Bus abgefahren ist, erkunden wir das Gelände.
Erste Wochen
Nachdem wir mit den ersten Instruktionen bekannt gemacht worden sind, haben wir uns erstmal mit unseren Arbeitskollegen, also den Lehrern vorgestellt, die uns alle sehr freundlich in ihren Kreis mit aufgenommen haben. Sehr bald haben wir uns zu den Lehrern in den Unterricht gesetzt, um zu sehen, wie Lehren in Ghana praktiziert wird und was beachtet werden muss. Große Differenzen sind die Disziplinarmaßnahmen, die für mich als Deutscher erstmal sehr ungewohnt waren. Ein weiterer Punkt ist die stark repetitive Art des Unterrichts — in der Grundschule wie auch in den höheren Klassen — was mir sehr monoton erschien. Wie gut das im Verhältnis zum deutschen Schulsystem funktioniert, werde ich wahrscheinlich erst am Ende des Jahres erfahren.
Zwei Tage nachdem wir im Projekt angekommen sind, habe ich mir eine Erkältung geholt, was erstmal relativ lustig klingt, wo die Lufttemperatur hier im Durchschnitt fast durchgängig bei 30 °C liegt. Gegen die Erkältung hat das immer scharfe Essen gut geholfen meine Nasengänge von Schleim zu befreien. Andere Anpassungsbeschwerden, wie meine Mitfreiwillige hatte ich eher weniger.
Meine Tätigkeiten in der Schule
Schon nach der ersten Woche begann ich den Unterricht, erst nur teilweise, dann vollständig zu übernehmen, während die Lehrer mit im Raum saßen und im Zweifelsfall eingreifen konnten. Das war erstmal sehr herausfordernd für mich, vor einer Klasse zu sprechen und dann auch noch in Englisch. Gerade in der ersten Klasse war es schwer, dass sie mich verstehen und das machen, was ich von ihnen will. Bisher habe ich nur Science in der 1. Klasse (Basic 1) bis zur 3. Klasse (Basic 3). Das entspricht etwa dem deutschen Sachunterricht, was jetzt nicht meine Hauptzielgruppe, aber eine gute Vorbereitung ist. Ich habe vor, in den höheren Klassenstufen im Science Unterricht zu assistieren und den ICT-Unterricht, vergleichbar mit Informatik, in meine Klassen aufzunehmen. Bisher sieht mein Stundenplan wie folgt aus (Fach Science):
Time | Monday | Tuesday | Wednesday | Thursday |
---|---|---|---|---|
08:00 – 09:10 | Basic 2 | |||
09:10 – 10:15 | Basic 1 | |||
Snack Break | ||||
10:40 – 11:40 | Basic 2 | Basic 1 | ||
11:50 – 12:40 | (Basic 2) | Basic 3 | ||
Lunch Break | ||||
13:30 – 14:30 |
Freitags haben wir frei. Dieser füllt sich jedoch erstaunlicherweise immer gut mit Dingen wie korrigieren, Wäsche waschen, Tagebuch bzw. Blogposts schreiben (was mir in letzter Zeit nicht gut gelungen ist). In den letzten Wochen habe ich eher weniger unterrichtet, weil die Abschlussklassen (Form 3 / 9. Klasse) mehrerer Schulen an unserer Schule ihre Final Exams geschrieben haben. Darauf folgte dann eine Woche zur Vorbereitung aller anderen Klassen von Grundschule bis zu Junior High auf die bevorstehenden Examen, die letzten Montag angefangen haben und bis Dienstag gingen. Nach dieser Woche beginnen die langen Ferien zwischen den Schuljahren, vergleichbar mit den Sommerferien in Deutschland. Im Januar geht dann das neue Schuljahr los. Dass nächstes Jahr das neue Schuljahr startet, haben wir aber erst erfahren, als wir mitten in den Examensvorbereitungen steckten. Allgemein bekommen wir alle organisatorische Informationen gar nicht oder erst sehr spät mit, wie es sich am Mittwoch wieder gezeigt hat.
Gesundheit & Essen
Trotz der eigentlich wenigen Stunden, die ich unterrichte, bin ich immer gut erschöpft nach der Schule. Ich bin nicht der einzige, der sich so fühlt, sodass teilweise auch die Lehrer im Lehrerzimmer einen Nap machen. Nur langsam komme ich dahinter, dass das auch gut an der Ernährung liegen könnte. Diese ist sehr kohlenhydratelastig, was leicht zu einem Vitaminmangel führen kann, der sich dann beispielsweise in der Müdigkeit auswirkt. Der größte Anteil was ich esse, besteht aus Reis bzw. unterschiedlicher kloßartiger Teige mit einer scharfen Soße und meistens mit Fisch, ob frittiert, einfacher Dosenfisch, oder anderweitiger Fisch. Manchmal gibt es auch “Indomie”, ein Spaghetti-Gericht, das an asiatische Nudelgerichte erinnert. Aber zum Essen zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Ideen & Pläne
Nach einem tieferen Einblick in das Projekt sind mir einige Probleme aufgefallen, die wir versuchen anzugehen.
Einige Probleme sind:
- sehr trockener Informatikunterricht, da nicht mal ein Beamer existiert,
- einige von den Kids haben das Meer noch nie gesehen, obwohl das Projekt nur 20 km (und Central Accra nur 5 km) vom Meer entfernt ist
- Kaum Beschäftigung hier im Heim für die Kinder (eine kleine Farm ist geplant, aber das Fachwissen fehlt)
Meine Ideen dafür sind
- Beamer anschaffen
- Tagesausflug ans Meer
- Fachmensch für Farm
In der nächsten Zeit werde ich mich mit den Kids zusammensetzen und mich mit deren Wünsche auseinandersetzen und genaue Pläne ausarbeiten.
Wie ihr mich finanziell dabei unterstützen könnt, das Projekt zu verbessern, erkläre ich euch im nächsten Post.
Ich habe auch einen Artikel über meinen Freiwilligendienst für die Büwie-App meines Gymnasiums geschrieben, den man sich nochmal anschauen kann: https://gymbw.staffbase.com/content/news/article/618e5de09ffed658e28da8bc
Für kleinere Updates könnt ihr
- auf meinem öffentlichen Instagram-Account @joels_chance2change für Bilder
- auf https://storiesig.net/stories/joels_chance2change für Stories & Highlights vorbeischauen (für die, die kein Instagram benutzen)
Ihr könnt auch gerne Kommentare dalassen, die meine Rechtschreibung und Grammatik korrigieren, denn die leidet gerade durch mangelnde Anwendung im alltäglichen Gebrauch 🙂 . Aber auch wenn ich mich in zu vielen Nebensätzen verfange oder etwas unverständlich ausdrücke, weist mich gerne darauf hin.
Natürlich sind auch andere Kommentare gerne gesehen und auch tiefergehende Fragen sind erlaubt.
Da einige Parts einer “Zensur” der Organisation unterlegen sind, müsst ihr mich nochmal persönlich anschreiben, wenn ihr näheres erfahren wollt.